Künstlerischer Werdegang

Alexander Linnemann

– Architekt, Glasmaler und Kunstgewerbler –
wurde am 14.07.1839 in Frankfurt a. M. geboren.
Hier betrieb sein Vater Georg Linnemann eine
namhafte Weinhandlung.

Rechts das Aquarell, signiert "B.W. 1852"
zeigt das Linnemann'sche Stammhaus in der
Schnurgasse zu Frankfurt am Main.
Wohn- und Geschäftshaus des Melchior Linnemann.

Stammhaus
Alexander Linnemann Nach bestandenem Abitur widmete sich Alexander
Linnemann für ein Jahr einem humanistischen und
kunstwissenschaftlichen Studium an der Universität
Gießen.

Danach ging er für drei Jahre zum Studium an die
Bauakademie Berlin/Technische Hochschule und
ließ sich zum Architekten ausbilden.
Praktische Ausbildung und Erfahrung erhielt er
im Meisteratelier Nicolai in Dresden.
Seine große Vorliebe für die Gotik wurde von
Nicolai bereits erkannt und er erhielt Gelegenheit
zur Mitarbeit an der Wiederherstellung der
Albrechtsburg in Meißen.
In dieser Zeit pflegte er regen Umgang mit in
Dresden lebenden Künstlern wie
z. B. Ludwig Richter oder Karl Andreae.

Der Ausbruch des Krieges von 1866 beendete Linnemanns Tätigkeit in Meißen.

Er machte sich in Mainz selbständig, gründete mit Meckel und Rethenbacher ein
Architekturbüro und wirkte bei der Restaurierung des Mainzer Domes mit.

1872 kehrte er in seine Vaterstadt zurück und betrieb hier mit Striegler bis 1877
ein Architekturbüro.

In diese Zeit fällt seine Mitarbeit bei Burnitz beim Bau der Frankfurter Börse.

Eigene ausgeführte Aufträge waren:

Der Sitz des Bankvereines in Frankfurt a.M., die Kirche in Froschhausen, Bankgebäude
in Darmstadt, Frankfurter Wohngebäude z.B. „Zeil Nr. 2“, das Wecker’sche Wohnhaus
am Grethenweg, Gebäude für die Patent- und Musterschutzausstellung in Frankfurt 1881.

Das künstlerische Interesse Linnemanns wandte sich aber mehr und mehr der
dekorativen Kunst und hier insbesondere der Glasmalerei zu. Nicht ohne Einfluß
hierauf war seine Freundschaft mit den Künstlern E. Von Steinle, Martin, Göbbels,
Carl Schäfer und dem Frankfurter Maler Peter Becker.

Er trennte sich von Striegler und erhielt 1878 zusammen mit Eduard von Steinle den
Auftrag zur malerischen Innenausstattung des von Denzinger restaurierten Frankfurter
Domes. Zu dieser Arbeit, die ihn von 1878 bis 1898 beschäftigte, machte er intensive
Vorstudien auf wiederholten Reisen durch Deutschland, Belgien und Holland.
Er schuf zunächst Entwürfe für den ornamentalen Teil der Ausmalung, dann diejenigen
für zahlreiche Fenster des Domes, den Entwurf für das Orgelgehäuse und schließlich
die Entwürfe zur Ausschmückung der Wahlkapelle.

Linnemann gründete 1889 seine eigene Glasmalereiwerkstatt.

Er gestaltete Glasmalereien und Ausmalungen in mehr als 100 Kirchen und vielen
Profanbauten, darunter sind in erster Linie

Zu nennen:

der Frankfurter Dom,

der Mainzer Dom,

die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin,

die Katharinenkirche in Frankfurt a.M.(mit Steinle),

die Dome zu Bremen, Magdeburg und Königsberg,

die Münster in Bonn, Konstanz und Ulm

sowie Kirchen in Berlin, Breslau, Erfurt, Hannover,
Köln, Leipzig, Lübeck, Mühlhausen in Thüringen,
Oppenheim, Osnabrück, Straßburg, Trier,
Victoria (Brit. Columbia), Wiesbaden
und andere mehr.
Alexander Linnemann
Wiederherstellungen alter Glasmalereien wurden ausgeführt z.B.

In der Abteikirche zu Altenberg, in der Predigerkirche und im Dom zu Erfurt,

in der Leonhardskirche in Frankfurt a.M.,

in der Stadtkirche Friedberg,

der Jakobikirche in Stendal und

im Rathaus von Emden.

Linnemann schuf Glasfenster u.a.

für das Reichstagsgebäude in Berlin, für das Reichsgerichtsgebäude in Leipzig,

für die Rathäuser in Bremen, Dessau und Elberfeld.

Er galt in seiner Zeit als Wiederentdecker und Erneuerer der mittelalterlichen
Glasmalereikunst in Deutschland.

1897 wurde Alexander Linnemann für seine künstlerischen Verdienste
der Professorentitel verliehen.

Das Interesse des Künstlers galt auch dem Kunstgewerbe.
Für das Romanische Haus und die frühgotische Kirche in
Gelnhausen hat er Schmiedearbeiten entworfen.

Desweiteren sind seine zahlreichen Vorlagen für Kachelöfen und
gusseiserne Öfen, seine Entwürfe für Möbel und Arbeiten in Edelmetall zu nennen.

Er entwarf auch Leuchter, Uhren, Becher, Pokale, Bucheinbände, Tischaufsätze,
Kirchengerät, Reliquiarien, etc.

Am 21.09.1902 verstarb Alexander Linnemann in Frankfurt a.M.
Nach seinem Tode fand im Frankfurter Kunstgewerbemuseum
eine Gedächtnisausstellung statt.

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