Künstlerischer Werdegang

Otto Linnemann

– Glas- und Monumentalmaler -, jüngster Sohn von Prof. Alexander
Linnemann, wurde am 26. 04.1876 in Frankfurt a.M. geboren.

Nach Beendigung seiner Schulausbildung erhielt er seine erste
künstlerische Ausbildung im Atelier des Vaters. Hier wurde
er vertraut mit dem Werkstoff Glas, den Bleiruten, dem
lichtundurchlässigen Schwarzlot, dem Silberlot, Eisenrot, usw.

Sodann nahm Otto Linnemann sein Studium der Malerei an der
Kunstakademie in Düsseldorf auf als Schüler von Artur Kampf,
Peter Janssen und Eduard von Gebhardt.

Otto Linnemann
Zahlreiche Studienreisen führten ihn nach Holland, Belgien,
England, Frankreich und Italien.

Bis zum Tode des Vaters Alexander Linnemann 1902 arbeitete er als dessen
wertvollster Mitarbeiter im väterlichen Atelier und entwickelte hier seinen
ganz speziellen künstlerisch-schöpferischen Weg.
Otto und Rudolf Linnemann Nach der Gründung der eigenen Werkstatt gemeinsam mit seinem
Bruder Rudolf übernahm der Sohn Otto mehr und mehr die
Stellung des Vaters im deutschen Kunstleben und hat zu dessen
kirchlichen Glasmalereien ebenbürtige Werke z.B.
in den Domen in Frankfurt a.M., Erfurt, Fritzlar, Königsberg,
Naumburg, Meißen und Kolberg hinzugefügt. Die Strömungen
der Zeit erspürend wurde im Linnemannschen Atelier – auch
unter dem Einfluß des Jugendstils – ein ganz eigener,
moderner Stil entwickelt.
Nach dem Tode des Bruders Rudolf 1916 führte Otto Linnemann die Werkstatt allein
durch 2 Weltkriege und die äußerst schwierigen Zeiten von Inflation und Naziherrschaft
bis ca. 1955 fort. Nach dem 1. Weltkrieg wandte er sich auch zunehmend pädagogischen
und kunstpflegerischen Aufgaben zu. Dank seiner umfangreichen theoretischen
und praktischen Kenntnisse mittelalterlicher Glastechnik erwarb er sich einen ausgezeichneten Ruf als Restaurator alter Glasmalereien, als Sachverständiger
und Kunsthistoriker auf dem Gebiete der Glasmalerei sowie als Heraldiker.

Kunstpflegerische und museale Aufgaben wurden ihm angetragen.

1923 erhielt Otto Linnemann eine außerordentliche
Professur für architektonische Malerei – die Farbe
in der Architektur – an der Technischen
Hochschule in Darmstadt, die er bis 1943
ausüben konnte.

Sein umfangreiches Wissen in seinem Spezialgebiet
fand Ausdruck in zahlreichen Aufsätzen und
Vorträgen.

Als Restaurator wirkte der Künstler in den Domen
zu Erfurt, Frankfurt a.M., Worms und Mainz, in der
Abtei zu Altenberg und in der St. Leonhardskirche
in Frankfurt a.M.

Otto Linnemann
Eigene Fenster und Ausmalungen schuf er z. B. in Berlin, Brandenburg, Braunschweig,
Bremen, Czersk, Darmstadt, Düsseldorf, Emden, Frankfurt a.M., Fritzlar, Königsberg,
Meißen, Naumburg, Kolberg, Köln, Wiesbaden, Im Rittersaal
des Schlosses zu Marburg, etc.

Seine letzte große kirchliche Arbeit galt der Restaurierung und der Neuschöpfung der
Fenster der Katharinenkirche in Oppenheim. Aus seiner Hand entstanden die westliche
große Rose und sämtliche Fenster des Hochschiffes, die den 2. Weltkrieg unzerstört
überstanden.
Auch im Ausland wurden die Arbeiten Otto Linnemanns
geschätzt, hiervon zeugen u.a. die Universität in Groningen,
die Petrikirche in Kopenhagen, die Kristina-Kyrka in
Schweden, der Bahnhof Haider- Pascha und die Deutsche
Botschaftskapelle in Istanbul.

Restaurierungen an kriegsbeschädigten Werken, aber auch
neue Aufträge u.a. für Schloß Eberbach, die evang. Kirche
in Eschweiler/Weißweiler, das Rathaus Bocholt, die evang.
Kirche in Frankfurt-Preungesheim und für das Kloster
Eberbach kennzeichnen die Arbeit der letzten Jahre im
Atelier, dazu zunehmend Monolithscheiben sowie
Porträts, Landschaften und Blumenbilder.
Otto Linnemann
Weitgespannt wie seine humanistische und künstlerische Bildung war auch sein
Freundeskreis aus bildenden Künstlern, Architekten, Museumsdirektoren und
Mitgliedern der schreibenden Zunft. Stellvertretend seien genannt Prof. Augusto Varnesi,
Dr. Georg Swarzenski, Prof. Bernhardt Müller, Prof. Heinz Merten, Prof. Paul Meissner,
Kurt Simon, Peter Scher und Joachim Ringelnatz.
Handschriftliches von J. Ringelnatz
Otto Linnemann und Joachim Ringelnatz

Otto Linnemann verstarb am 09.12.1961 in Frankfurt a.M.

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